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Ein Ortsverein mit Tradition
„Markt Oberdorfer Landbote“ vom 13.03.1919
Als sich in Deutschland zum ersten Mal eine vom Volk gewählte Regierung an die Spitze des Staates stellte, vollzog sich auch auf dem Land ein politischer Wandel.
Schon am 15. März 1919 wurde in “Markt Oberdorf” ein sozialdemokratischer Verein gegründet. Bereits am ersten Tag traten ihm 68 Mitglieder bei, eine stolze Zahl, bedenkt man, dass die Gemeinde zu dieser Zeit nur 2.583 Einwohner hatte. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Käser Ludwig Trautwein gewählt.
Die Gründung des Vereins fand in stürmischen Zeiten statt. Während in München der Räteterror wütete, hielten die Sozialdemokraten aus Marktoberdorf fest zur demokratischen Regierung Hoffmann. Mit einem Plakataufruf am 20. April 1919 distanzierte sich der Ortsverein von den putschenden Kommunisten. Eines der Plakate blieb erhalten und befindet sich jetzt in Privatbesitz.
Wie lange der SPD-Ortsverein in Oberdorf bestand und ob er sich erst mit dem offiziellen Verbot am 22. Juni 1933 durch die Nationalsozialisten auflöste, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, da sämtliches Schriftmaterial, das darüber Auskunft geben könnte, während der Hitler-Ära vernichtet wurde. Aber selbst in den dunklen Tagen der Repression und Verfolgung hielten einige Sozialdemokraten in Marktoberdorf an ihren Idealen fest. Besonders Felix Ostler und Heinrich Pittino blieben der sozialdemokratischen Idee treu und begannen in der Stunde Null parallel zum Wiederaufbau Deutschlands mit dem Wiederaufbau der Sozialdemokratie in Marktoberdorf.
Schon am 24. März 1946 kam es zur Gründungsversammlung der SPD in Oberdorf, in der Pittino zum Ortsvorsitzenden gewählt und Ostler mit der Führung der Kreisorganisation beauftragt wurde. Noch im selben Jahr wurde Pittino von Erwin Drechsel abgelöst, der den Ortsverein bis 1961 leitete.
Die politische Arbeit musste damals unter schwierigen Bedingungen geleistet werden. Mit dem Fahrrad fuhr man seinerzeit zu den Versammlungen in den Dörfern. Zwölf Jahre Nationalsozialismus hatten die Arbeiterbewegung sehr geschwächt; es mangelte an Arbeitsplätzen und viele junge Menschen waren im Krieg geblieben. Die schlechte Lage zeigte sich auch bei den ersten Landtagswahlen, bei denen die SPD im Landkreis Marktoberdorf nur 8 % der Stimmen erhielt.
Erst in den 60er Jahren veränderte sich die Situation der SPD. 1968 wurde der sozialdemokratische Kandidat Lutz Vatter zum Bürgermeister der Stadt Marktoberdorf gewählt und blieb zehn Jahre im Amt. Markenzeichen seiner Amtszeit sind u. a. die Gebietsreform und der Bau der Hauptschule. In dieser Zeit hatte der SPD-Ortsverein zwei neue Vorsitzende; Ernst Budjarek von 1961 bis 1975 und Wolfgang Weinmüller von 1975 bis 1987.
Als sich Weinmüller, der damals Fraktionsvorsitzender im Stadtrat war, auf die Bürgermeisterkandidatur vorbereitete, übergab er das Amt des Ortsvereinsvorsitzenden an Günter Hölzle. Ihm folgte Monika Gött, die das Amt von 1989 bis 1992 innehatte. Unter ihrer Leitung gelang es den Marktoberdorfer Sozialdemokraten 1990, mit Wolfgang Weinmüller zum zweitenmal den Bürgermeister zu stellen – ein stolzer Erfolg! Seit Weinmüller die Geschicke der Stadt lenkte, gab es eine steile Aufwärtsentwicklung.
In seiner Arbeit wurde er tatkräftig von der SPD-Stadtratsfraktion unter Vorsitz von Jutta Jandl unterstützt. Sie übernahm auch 1992 den Vorsitz im Ortsverein und brachte acht Jahre lang viele Impulse ein. Der Dialog mit der Bevölkerung wurde verstärkt, z. B. durch Info-Stände auf dem Wochenmarkt.
Jutta Jandl organisiert seit 1997 die vielbeachteten “Sonntagsgespräche” mit Journalisten und bekannten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur, die ein starkes Echo weit über die Grenzen der Partei und der Kreisstadt hinaus finden. Seit dem Jahr 2000 führte Wolfgang Hannig den Ortsverein und war Bürgermeisterkandidat der SPD bei den Kommunalwahlen 2002. Im Stadtrat haben die Sozialdemokraten bis März 2002 als zweitstärkste Fraktion eine wichtige Rolle gespielt und Verantwortung für die Stadt übernommen, unter ihnen z. B. Gertrud Herbein, Gerda Röckl, Herbert Rupprecht, Ernst Budjarek, Erich Hackl und Erhardt Bittner.
Letzterer war mit seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik im Jahr 2002 dreißig Jahre im Stadtrat, genauso lange wie Wolfgang Weinmüller, der nicht mehr für das Amt des 1. Bürgermeisters kandidierte. Seine Amtszeit endete am 30. April 2002, nachdem bei den Kommunalwahlen Werner Himmer (FW) als Erster Bürgermeister gewählt worden war. Wolfgang Weinmüller wurde nach 12 jähriger erfolgreicher Tätigkeit in zahlreichen Feiern verabschiedet und für seine Arbeit geehrt. Die größte Freude bereitete ihm der ausscheidende Stadtrat mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde und das neu gewählte Gremium mit dem Titel “Altbürgermeister”.
In einer kleinen Feierstunde verlieh Erster Bürgermeister Werner Himmer am 13. August 2002 seinem Amtsvorgänger diesen Ehrentitel.
Die Marktoberdorfer SPD ist stolz auf Wolfgang Weinmüller, der entschlossen und tatkräftig unsere Stadt vorangebracht hat. Die zahlreichen Hoch- und Tiefbaumaßnahmen in den zwölf Jahren seiner Amtszeit haben für einen hohen Beschäftigungsgrad in Marktoberdorf gesorgt und die Infrastruktur der Stadt zukunftsfähig gemacht.
Auch im Kreistag waren und sind Marktoberdorfer Sozialdemokraten vertreten; von 1996 – 2002 repräsentierten sogar drei von ihnen die Kreisstadt: Erhardt Bittner, Jutta Jandl und Wolfgang Weinmüller.
Seit der Kreistagswahl 2002 vertreten Waltraud Joa und Wolfgang Hannig die Stadt Marktoberdorf.
Im Stadtrat kam die SPD bei dieser Wahl nur noch auf vier Sitze. Zu Wolfgang Hannig , Jutta Jandl und Waltraud Joa gesellte sich als Neuling Geoffrey Cheeseman. Er hat sich besonders mit dem Projekt Römerbau beschäftigt und mit seiner Hartnäckigkeit dafür gesorgt, dass die archäologischen Funde aus der Römerzeit in Kohlhunden einen würdigen Rahmen und ein entsprechendes Umfeld erhalten haben.
Waltraud Joa ist seit 1997 Behindertenbeauftragte der Stadt Marktoberdorf und wurde 2004 vom Kreistag zur Behindertenbeauftragten des Landkreises Ostallgäu gewählt. 2002 wurde sie von der damaligen Sozialministerin Stewens in den Bayerischen Landesbehindertenrat berufen.
Wolfgang Hannig übernahm 2002 die Führung der Stadtrats- und Kreistagsfraktion und bereitete sich auf eine erneute Kandidatur als Bürgermeister vor. Leider ist es ihm 2008 trotz allen Einsatzes, vor allem auch als Mitglied des Verwaltungsrats der Kreiskliniken Ostallgäu, nicht gelungen, den amtierenden Bürgermeister Werner Himmer abzulösen.
Die SPD büßte bei den letzten Kommunalwahlen einen weiteren Sitz im Stadtrat ein; sie ist hier nun mit Wolfgang Hannig, Jutta Jandl und Ulrike Wieser, die auf Anhieb ihr Mandat gewann, vertreten.
Den Marktoberdorfer Ortsverein führt seit April 2006 Christian Wagner mit seinen Stellvertreterinnen Kerstin Strobl und Karin Wehle-Hausmann. Die Arbeit ist für ihn und seine Mitstreiterinnen – erfreulicherweise auch einige neue, motivierte Kräfte- nicht einfach, da sich die politische Großwetterlage für die Sozialdemokraten seit etlichen Jahren verschlechtert hat. Die Mitgliederzahl des Ortsvereins nähert sich – bedingt durch Todesfälle, Umzüge, Austritte aus verschiedenen Gründen und zu wenig Neueintritte – dem Mitgliederanteil der Gründungszeit!
Immerhin gab es bei den Landtagswahlen im September 2008 ein positives Ergebnis: Dr. Paul Wengert schaffte den Sprung in den Bayerischen Landtag und verschaffte damit den Sozialdemokraten im Stimmkreis Marktoberdorf zum ersten mal in der Nachkriegsgeschichte einen schönen Erfolg!
wird fortgesetzt